Beim Einlaufen nach Klaipėda gab es von der litauischen Border Guard über UKW die seit Jahren dort nicht mehr gewohnte Abfrage Name of ship, Flag of ship, Name of master, Number of crew, Last port. Am 26. Mai um 10.15 lagen wir endlich fest im Old Castle Port und konnten unsere müden Häupter zur Ruhe betten. Den folgenden Hafentag haben wir auch zu einem Ausflug auf die Nehrung benutzt und einen Spaziergang zum Hafen des Klaipėda Yachtklubs unternommen, in dem wir in vergangenen Jahren gerne gelegen haben.
Der sich dort bietende Anblick war uns völlig unerklärlich. Das Hafenbecken ist völlig erneuert, Betonpontons mit Auslegern, Beleuchtung, Elektranten und Wasseranschlüsse vom Feinsten, aber alles unbenutzt, Verbotsschilder an der Einfahrt und alles von Möwen vollgesch…. Die alten, früher vom Segelklub und seiner Jugendabteilung benutzten Baulichkeiten, die kleine Gaststätte und das Hotel sind dem Verfall preisgegeben. Vor dieser Investruine steht ein großes Bauschild, welches den Neubau einer Marina mit EU-Fördermitteln anzeigt.
Pāvilosta wie immer klein, angenehm mit erneuerter Steganlage, neu erbautem Servicehaus und dem freundlichen deutsch sprechenden Hafenmeister.
Durch die Irbenstraße führte die Fahrt weiter in den Rigaischen Meerbusen, wo wir als ersten estnischen Hafen Möntu/Insel Saaremaa ansteuerten. Hier konnten wir an dem hinter einer neuen Betonpier errichteten Yachtanleger festmachen. Die Bauarbeiten schienen noch nicht ganz beendet zu sein, wir lagen längsseits am rohen Beton, Stromversorgung noch provisorisch und Wasser nur mittels Kanister aus dem allerdings sehr ansprechenden Servicehaus, aber gut geschützt vor dem starken Süd war es ein angenehmes und schwellfreies Liegen.
Eine echte Überraschung bot dann am übernächsten Fahrtag der neue Yachthafen Kuivastu unmittelbar südlich des gleichnamigen Fährhafens, wo der Verkehr zwischen dem Festland und der Insel Saaremaa über den Moonsund abgewickelt wird. Freundlicher Hafenmeister auf dem Steg, großzügige moderne und saubere Anlagen, Seglerherz, was willst du mehr. Da der Hafenshop wegen der frühen Jahreszeit noch nicht geöffnet hatte, erbot sich der Hafenmeister, mich zum Einkaufen in den ca. 4 km entfernten Ort zu fahren. 5 Sterne für Kuivastu!
Von Dirhami, das sich auch mit einem neuen Servicehaus schmücken kann, versegelten wir nach Lohusalu, um von dort einen Abstecher per Bus nach Tallin zu machen. Ich versuchte hier die in Berlin nicht erhältlich gewesenen Übersegler Finn. Meerbusen westlicher und östlicher Teil zu bekommen, jedoch leider ohne Erfolg. Kurzerhand änderten wir dann den Törnplan und steuerten Helsinki an, was an und für sich erst für die Rückfahrt vorgesehen war. Hier haben wir bei dem renommierten Kartenhändler Jon Nurminen natürlich alles erhalten.
Unser Ziel war es, vom finnischen Ausklarierungshafen Insel Santio durch die russischen Territorialgewässer nach Vyborg zu laufen, um dort einzuklarieren, da die Distanzen Insel Santio-Vyborg und Vyborg-Kronstadt in Einzelstrecken kürzer sind als vom finn. Ausklarierungshafen Insel Haapasaari nach Kronstadt. Im Visum waren ja auch St. Petersburg und Vyborg vermerkt.
Ein Telefonat mit der KA-Repräsentantin in St. Petersburg sollte über die Machbarkeit dieses Plans Klarheit bringen, sie erklärte uns jedoch, daß Kronstadt der alleinige Einreisehafen sei und sie uns zur vereinbarten Zeit an der dortigen Grenzkontrollstelle erwarten würde. Also hieß es umdisponieren, die Insel Haapasaari anzulaufen, um dort am Dienstag, dem 16. Juni um 12.00 nach erfolgtem Ausklarieren aus dem Schengen-Raum abzulegen.
Die Nachtfahrt, nach Erreichen des St. Petersburger Seekanals auf stetem Ostkurs, war wegen des hohen Wellenganges trotz guten Raumschotwindes sehr ungemütlich. Christel ging es gar nicht gut, so daß ich, natürlich mit Autopilot-Assistenz, fast 17 Stunden allein Wache gehen mußte.