Reisetagebuch
Für den Segeltörn in die Russische Föderation waren eine Reihe von Vorbereitungen zu treffen, die über das sonst Übliche hinausgingen. Zunächst über einen kommerziellen Anbieter Einladungen besorgen, dann Visa beantragen – war nervig, da im Online-Anmeldekalender des russischen Konsulates in Berlin alle verfügbaren Tage mit „Besetzt“ markiert waren und deshalb mit erheblichen Mehrkosten die Dienste eines Visabeschaffungsbüros in Anspruch genommen werden mußten.
Die Seekarte BA 2278 „Baltijsk und Kaliningrad“ war nur antiquarisch über eBay zu beschaffen, da die Edition dieser Karte 2014 eingestellt und durch vier (!) dementsprechend teurere Einzelkarten ersetzt wurde. Letztendlich – und hier sei zeitlich vorgegriffen – erwies sich diese Karte als unnötig, der Kaliningrader Seekanal ist hervorragend ausgetonnt und birgt keine navigatorischen Schwierigkeiten.
Aus der Website der Kaliningrad Maritime Port Administration habe ich mir noch die englischsprachigen „Regeln für Skipper von Sport- und Freizeitbooten für die Territorial- und Hafengewässer Kaliningrad“ sowie aus der Website der russischen Zollverwaltung das Formblatt „Zolldeklaration“ heruntergeladen und übersetzt, was sich für das Einlaufen nach Baltijsk und die dortige Zoll- und Grenzkontrolle als hilfreich erwiesen hat.
Schließlich konnte am 10. Mai im heimatlichen Segel-Club Argo abgelegt und nach zwei Fahrtagen über SOW, HOW und Oder in der Marina Pogon (Szczecin) der Mast gestellt werden.
In Świnoujście erreichte uns eine Nachricht, die uns wegen einer dringenden Familienangelegenheit nach Berlin zurückrief, also Umkehr nach Ueckermünde und Bahnfahrt nach Berlin.
Am 18. Mai konnte nun endgültig gestartet werden, auf längst erkundeten (See)pfaden segelten wir längs der polnischen Küste hinein in die Danziger Bucht. Unterwegs hatte die Service-Batterie schlappgemacht, ein Ersatz – wenn auch nicht typgleich – war in Gdynia problemlos möglich. Diese Hafenstadt und die Marina behalten wir in angenehmer Erinnerung, freundliche Hafenmeisterin, ansprechendes Stadtbild und dabei schönstes Frühsommerwetter.
Da wir am 26. Mai den langen Kanten nach Kaliningrad versegeln wollten, hieß es früh aufstehen. Die polnischen Grenzer – mit Hilfe der Hafenmeisterin um 05.30 Uhr zum Ausklarieren bestellt, waren pünktlich am Schiff, die Grenzabfertigung verlief problemlos, so daß wir 05.55 Uhr die Leinen loswerfen konnten.
Ein schöner WNW von 3-4 Bft, später auf NW drehend, blies uns mit durchschnittlich 6 kn über die Danziger Bucht, so daß wir gegen 16.40 Uhr an der Grenzkontrollstelle Baltijsk anlegten. Wegen der pflichtgemäß 6 sm vor der Hafeneinfahrt bei Baltijsk Traffic über UKW-Kanal 74 erfolgten Anmeldung wurden wir schon erwartet.